top of page
backgroundtest8.jpg
backgroundtest8.jpg
backgroundtest8.jpg
backgroundtest8.jpg

Arrested Development Serien Review

Wie Einschränkung Kreativität fördert

Es gibt zwei Arten von Leuten auf dieser Welt. Die, die noch nie von Mitch Hurwitz‘ Serie ,,Arrested Development“ gehört haben, und die, die sie für eine der größten menschlichen Errungenschaften aller Zeiten halten.. zumindest was Sitcoms angeht! Die ersten drei Staffel liefen zwischen den Jahren 2003 und 2006, und zählen mit zu dem Besten, wenn es um subtilen und doppeldeutigen Humor geht. Somit schuf sich die Serie augenblicklich eine treue, kleine Fangemeinschaft. Leider so klein, dass die Serie vom Sender ,,Fox“ abgesetzt wurde.

Erst im Jahr 2013 erhörte die Streaming-Plattform ,,Netflix“ das ausgiebige Gequengele der Fans, und ließ eine neue, vierte Staffel produzieren. Statt einem einvernehmlichen Abgefeiere der neuen Folgen folgte allerdings , zumindest teilweise, verständnisloses Kopfkratzen. Die vierte Staffel brachte nämlich eine Menge Änderungen im Format der Serie mit sich. Während sich früher noch die Wege des gesamten Ensembles jede Folge permanent überschnitten, was zu jeder Menge hysterischer Interaktionen der gleichermaßen verrückten, aber trotzdem unterschiedlichen Charaktere führte, beschäftigte sich nun jede Folge mit nur einer einzigen Figur. Gleichzeitig wurde allerdings versucht, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, statt nach jeder Episode den Status Quo wiederherzustellen, wie es im ursprünglichen Lauf der Serie der Fall war.

Diese Veränderungen änderten die Struktur von ,,Arrested Development“ grundsätzlich, und während manche der Zuschauer noch meinten, den genialen Humor der frühen Staffeln immer noch wieder zu erkennen, war es für viele einfach nicht dasselbe. Weitere fünf Jahre vergingen, und wieder wurde eine neue Staffel angekündigt. Mitch Hurwitz sagte, er habe aus den Fehlern des letzten Versuches gelernt, und versprach zur alten Strukur zurückzukehren. Die erste hälfte dieser fünften Staffel ist nun vor kurzem auf ,,Netflix“ erschienen, und erneut ist die Masse zwiegespalten.

Grund dafür ist, meiner bescheidenen Meinung nach, das gleiche Problem wie bei Staffel vier. Aber wie kann das sein, wenn doch deren experimenteller Geist diesmal komplett aufgegeben wurde? Naja.. ich glaube nicht, dass das neue Format tatsächlich für den Abstieg in Qualität geführt hat, genau wie ich nicht glaube, dass das Zurückrudern jetzt wieder zu einem Anstieg führen kann. Ich denke, es gibt ein völlig anderes Problem, und das ist die komplette Narrenfreiheit, die Mitch Hurwitz bei ,,Netflix“ genießt.

Versteht mich nicht falsch, ich finde den Mann wirklich genial, wirft man aber einen Blick auf die äußeren Umstände, die ihn während der jeweiligen Produktion der einzelnen Staffeln umgaben, fällt ein deutlicher Unterschied auf. Um die ersten drei Staffeln bei ,,Fox“ musste tagtäglich gekämpft werden, und dass nicht nur aufgrund der geringen Zuschauerzahl, sondern auch, weil die Firma selbst mit den Witzen, den Kostümen und wahrscheinlich auch der Wandfarbe der Sets nicht zufrieden war. In Interviews erzählen die Beteiligten heute noch, wie oft ihnen Änderungen vom Sender aufgezwungen wurden, und wie wenig Unterstützung sie bekamen. Statt seinen Frust aber im negativen Sinne auf seine Arbeit auswirken zu lassen, baute Hurwitz ihn einfach in die Serie mit ein. So wurden die Änderungen auf kreativste Art umgangen, und sich gleichzeitig auf dem Bildschirm über den eigenen Sender lustig gemacht. Auch die Zensurvorgaben, die der Sendeplatz mit sich brachte, hielten die Autoren nicht davon ab, Profanitäten verschiedenster Form in fast jede Folge zu schmuggeln. Meiner Meinung nach war dieser ständige Kampf mit dem Sender maßgeblich dafür verantwortlich, wie subtil und versteckt der geniale Humor der Serie oft war, und ein eigener Antrieb für Hurwitz.

Bei ,,Netflix“ ist nun alles anders. Inzwischen ist die Serie mit ihrem Kultstatus anerkannt, und es wird davon geschwärmt, wie wenig Einfluss von oben auf die Produktion genommen wird. Dies zeigt sich. Schimpfwörter und vulgäre Gesten können nach Belieben eingebaut werden, und Figuren können sich wie komplette Arschlöcher verhalten. All dies war zwar schon zu Beginn der Serie der Fall, und die Witze sind immer noch größtenteils von derselben Qualität, allerdings fehlt der Charme, der die Serie für mich früher ausgemacht hat, und der wohl daher kam, dass man mit allen Mitteln etwas ausdrücken wollte, egal wie oft es verboten wird.

17. AUGUST, 2018 

Popkultur

bottom of page