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Ad Astra Film Review

Depri im Weltall

Hollywood liebt emotionslose Figuren. Ich gebe zu, „Rain Man“ nie gesehen zu haben, aber trotzdem ist es unschwer mitzubekommen, wie oft Filme mit autistischen und/ oder emotional verschlossenen Protagonisten erscheinen. Anders als bei „The Accountant“ mit Ben Affleck (Autist als Auftragskiller), war dieser filmische Aspekt bei „Ad Astra“ nicht Teil des Marketings. Also war ich durchaus überrascht, dass hier mal wieder die Entscheidung getroffen wurde, einem Schauspieler genau das zu verwehren, wofür er eigentlich bezahlt wird: Emotionen zeigen.

Dieser Schauspieler heißt Brad (Pitt), und verzieht im ersten Akt von „Ad Astra“ wirklich keine Miene. Da ist es auch nachvollziehbar, dass es das Skript alle paar Minuten für notwendig erachtet, die Gedanken des personalgestörten Astronauten per Voice Over preiszugeben. Eine Entscheidung, die im Verlauf des Films unfassbar redundant wird. Wenn es nämlich im zweiten Akt richtig los geht und die Fassade des Protagonisten bricht, braucht es absolut keinen inneren Monolog mehr damit man versteht, was Regisseur und Autor James Gray uns hier erzählen will. Das ist nämlich eine sehr intime, philosophische und teils religiöse Charakter- und Menschheitsstudie, die sich durch einen Mann erzählt, der bis ans Ende unseres Sonnensystems reisen muss, um seine Midlifecrisis zu überwinden.

Verdeutlicht wird das Ganze in spektakulären Bildern. Es scheint wirklich so, als habe das Genre der harten Science Fiction, visuell beeindruckende Filme („Gravity“, „First Man“), die man wirklich im Kino sehen sollte, für sich gepachtet. Dabei sind die tatsächlichen Space-Sequenzen in „Ad Astra“ nicht einmal die beeindruckendsten. Am stärksten entfaltet sich Grays Kreativität, was Perspektiven, Farben und generelle Cinematografie angeht, in marsianischen Raumstationen und verlassenen Raketen.

Was man an „Ad Astra“ am ehesten einzigartig nennen könnte, ist die Athmosphäre des Films. Ich kann mich nicht erinnern, schon Mal etwas gesehen zu haben, das derartig langsam und kontrolliert inszeniert wurde. Bemerkbar macht sich das schon in der ersten Szene, in der eine riesige Weltall-Antenne explodiert, und wir den darauffolgenden Absturz von Pitt zurück auf die Erde mitverfolgen. Auch wenn die Kameraperspektiven durchaus interessant und nicht langweilig sind, wirkt das Gezeigte seltsam nüchtern, was es ungemein realistisch macht. Dies dient vor allem den Actionsequenzen, die sich sehr immersiv anfühlen, schadet jedoch den ruhigeren Momenten des Films, die dadurch, vor allem im ersten Akt, seltsam und schwerelos (hehe) werden.

Wenn man die einzelnen Punkte pro- und kontramäßig gegeneinanderstellt, scheint „Ad Astra“ ein mittelmäßiger Film zu sein. Ist er aber nicht. Der Film ist definitiv etwas Besonderes, trotz und auch wegen seiner Eigenheiten. Was zu Beginn noch komisch und klobig wirkt, entwickelt sich im Verlauf des Films zu einer brillianten Reise, die zum Nachdenken anregt, und gleichzeitig wirklich schön anzusehen ist. Und das ist das, was im Gedächtnis bleibt.

29. September, 2019

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Popkultur

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